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Martin Sindelar aus Tschechien startet am Wochenende in seine zweite Unihockeysaison bei Alligator Malans.
Dass das für ihn möglich ist, kommt einem Wunder gleich. Nun erzählt er seine eindrückliche Geschichte.

Quelle: Südostschweiz, aufgezeichnet von Stefan Salzmann

Ich habe mich oft gefragt, weshalb ich. Sehr oft sogar. Denn ich habe immer sehr gesund gelebt, viel Sport getrieben, nie Drogen konsumiert und nur selten Alkohol getrunken. Als mir die Diagnose Gehirntumor mitgeteilt wurde, hat sich mein Leben von einem Moment auf den anderen komplett verändert. Es war wirklich hart das zu verstehen und zu akzeptieren. Aber es blieb mir nichts anderes übrig. Sich zu bemitleiden hilft einem nicht. Ich wollte – zumindest nach aussen – weiterhin der glückliche und strahlende Martin sein.

Ich mag mich noch gut erinnern wie es vor zwei Jahren anfing. In einem Unihockeytraining in Tschechien spürte ich plötzlich dieses unangenehm kribbelnde Gefühl, das sich von der rechten Hand aus über den Arm und die Schulter bis in mein Gesicht ausbreitete. Zehn Minuten lang. Danach war es so schnell wieder weg wie es gekommen war. Immer wieder wiederholte sich dieses Szenario während Trainings und Spielen. Es war nur dieses eine Symptom, das mich einschränkte. Ich hatte keine Kopfschmerzen, verspürte keine Übelkeit, nichts dergleichen.

Nach ersten Untersuchungen bringt ein MRI für den heute bald 28-jährigen Martin Sindelar Klarheit: Er hat einen Gehirntumor. Weil dieser nur langsam wächst, erlaubt ihm sein behandelnder Arzt die Unihockeysaison zu Ende zu spielen und die Operation auf danach zu verschieben. Ein Glücksfall für den Tschechen, der mit seinem Klub Tatran Stresovice vor drei Endspielen in der Meisterschaft, im Cup und im Champions Cup steht. Alle drei Titel werden gewonnen, womit der tschechische Verein und Martin Sindelar den grössten Erfolg überhaupt feiern können.

Ich mag mich noch an jenen Moment vor dem Endspiel um den tschechischen Meistertitel erinnern. Meine Diagnose hatte ich natürlich im Kopf. Nur wenige im Team wussten Bescheid. Ob ich es trotzdem geniessen konnte? Oh ja, vielleicht sogar mehr als jedes andere Spiel zuvor. Denn mir war klar, dass dies vielleicht mein letzter Auftritt überhaupt sein würde. Ich wusste damals nicht, ob ich je wieder Sport treiben könnte. Vielleicht hat mir das auch geholfen, um eine noch bessere Leistung zu zeigen.

Gefeiert haben wir diese unglaubliche Saison mit dem Gewinn aller drei möglichen Titel direkt danach in der Türkei. Aus zwei Gründen war es für mich wohl nicht die bestmögliche Party (lacht). Zum einen konnte ich aufgrund meiner gesundheitlichen Situation nicht voll mitfeiern, zum anderen versammelte ich an einem Abend alle Teamkollegen um mich herum, erzählte ihnen von meiner Gehirntumor-Diagnose und dass ich bald operiert werde. Wie sie reagierten? Bei einigen hatte ich das Gefühl, dass sie es nicht richtig verstanden, weil sie betrunken waren (lacht). Andere dachten, ich würde Witze machen. Zu ihnen sagte ich: «Ich wünschte, dass es so wäre.»

Als Martin Sindelar nach der erfolgreichen Operation aufwacht, ist er vorbereitet. Er weiss, dass er vieles wieder neu lernen muss. Die ganze rechte Seite seines Körpers ist eingeschränkt. Seine rechte Hand kann er kaum bewegen, die Finger kaum spüren. Leichteste Übungen im Alltag bereiten ihm Probleme. Doch noch mehr zu denken gibt ihm, dass er Mühe beim Sprechen hat.

Darauf war ich nicht vorbereitet. Nach der Operation konnte ich nicht viel mehr als Ja und Nein sagen. In der Hälfte des Satzes versagte mir die Stimme. Das war schwierig, machte mir Angst und laugte mich aus. Es brauchte Zeit, bis ich wieder die richtigen Worte fand. Nicht nur beim Sprechen, sondern auch bei Bewegungen mit der Hand und dem Arm wollte ich schnell Fortschritte machen. Das medizinische Personal musste mich manchmal ein wenig bremsen. Geholfen hat mir, dass ich mit meiner Freundin, meinen Eltern und meinen Kollegen viele liebe Menschen um mich herum hatte.

Solch liebe Menschen habe ich auch in der vergangenen Saison hier bei Alligator Malans in Graubünden kennengelernt. Weshalb ich mich mit meiner Freundin, die als Zahnärztin arbeiten kann, trotz der speziellen Umstände entschieden habe in die Schweiz zu kommen? Der Vertrag war bereits vor meiner Gehirntumor-Diagnose unterschrieben. Es hätte sich für mich wie eine Niederlage angefühlt, wenn ich dem Klub hätte absagen müssen. Dazu war es schon immer mein Wunsch, einmal im Ausland in der Nähe einer solch imposanten Bergkulisse zu leben. Gerade das Wandern geniessen ich und meine Freundin sehr. Aufgrunddessen, aber natürlich auch wegen des Unihockeys und meiner Teamkollegen habe ich mich entschieden zu verlängern und auch die bevorstehende Saison mit Alligator Malans zu absolvieren. Denn Play-offs in der Schweiz? Das will ich nach der enttäuschenden letzten Spielzeit unbedingt noch erleben.

Wie es mir aktuell gesundheitlich geht? Sehr gut. Ich muss täglich Medikamente nehmen. Damit kann ich gut leben. Mein Arzt sagt, dass meine Situation stabil ist. Seit der Operation ist der Tumor nicht gewachsen. Denn noch immer ist ein kleiner Teil davon in meinem Gehirn. Wenn alles entfernt worden wäre, hätte ich meinen rechten Arm und meine rechte Hand nie mehr bewegen können. Dass ich das weiterhin kann, ist nicht nur wichtig fürs Unihockeyspielen, sondern für mein ganzes Leben (lacht). Ich hoffe, dass es so bleiben und der Tumor nicht wachsen wird. Denn ich will so lange leben wie möglich.

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