Dramatik pur in der Sporthalle der Gewerbeschule Chur. Vor der tollen Kulisse mit 950 Zuschauern, gewinnt Alligator Malans nach einem drei-Tore Rückstand letztendlich gegen den Kantonsrivalen Chur Unihockey im Penaltyschiessen. Zum Matchwinner darf sicher Kevin Berry gezählt werden. Er schoss kurz vor Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich und versenkte auch den entscheidenden Penalty zum Cupfinal-Einzug.
Eine enge „Kiste“ würde es geben, waren sich viele Zuschauer schon vor dem Spiel einig. Mit einem Spiel welches erst im sudden-death des Penaltyschiessens entschieden wird, ja damit haben wahrscheinlich die wenigsten der zahlreichen Besucher gerechnet, doch alles der Reihe nach.
Die Vorzeichen für das Spiel schienen klar. Alligator hat alle bisherigen direkt Begegnungen gewonnen, ist in der Meisterschaft besser klassiert und konnte am Vorabend durch den 10:4 Heimsieg gegen Waldkirch noch einmal Selbstvertrauen tanken. Die Churer Ihrerseits verloren Ihr Auswärtsspiel gegen Thun. Nachdem man im letzen Aufeinandertreffen jedoch erst nach 40 Minuten angefangen hat Tore zu schiessen und das Spiel dann doch noch knapp gewonnen hat war heute klar, ein guter Start wäre für den weiteren Verlauf des Spiels wichtig.
Alligator startete dann auch wie die Feuerwehr. Vom ersten Bully weg schnürten Sie die Berger-Truppe in Ihrer Hälfte ein und kamen zu diversen aussichtsreichen Torchancen. Einzig Reich, der starke Churer Schlussmann hatte etwas gegen ein frühes Alligator-Tor und parierte alle Versuche. „Wer sie vorne nicht macht, bekommt sie hinten“, besagt eine oft zitierte Sportler-These. So war es dann auch, Kekkonen verwertete einen Querpass BIschofbergers zur 1:0 Führung für Chur quasi mit der ersten Torchance.
In der Folge plätscherte das Spiel einwenig dahin. Wenig erinnert einen in dieser Phase des Spiels daran, dass da unten auf dem Spielfeld ein Bündner Derby im Halbfinal des Schweizer Cups stattfindet. Sorge zum Ball tragen und nicht all zu viel riskieren, schien die Devise der beiden Teams zu sein. So war es nicht überraschend dass das erste Drittel Ereignisarm in die Pause gepfiffen wurde.
Das zweite Drittel startete dann denkbar schlecht für die Alligatoren. Patrick Vetsch setzte seinen Körper in den Augen der Schiedsrichter einwenig zu wuchtig ein und bekam dafür zwei Minuten Bedenkzeit auf der Strafbank. Chur liess den Ball in der Folge gut laufen, und kam zu einigen guten Tormöglichkeiten. Joel Hirschi war es dann, welcher sich durch einen platzierten Handgelenkschuss direkt unter die Querlattte, für das zweite Churer Tor verantwortlich zeichnete. Mit dieser 2:0 Führung im Rücken war Chur dann noch weniger bereit, viel fürs Spiel zu tun und beschränkte sich auf eine disziplinierte Defensivarbeit. Die Mittellinie war fortan das höchste der Gefühle für die Churer Stürmer im Spiel gegen den Ball. Da Alligator aber Ihrerseits offenbar über keinen Masterplan verfügten, wie man jetzt dieses Churer Bollwerk knacken will, verstrich auch das zweite Drittel ohne Torerfolg für die Alligatoren. „Das hatten wir doch schonmal“, hörte man in der Zuschauermenge immer mal wieder. In der Tat glich der Spielverlauf jenem von vergangenem Aufeinandertreffen in Maienfeld. Auch da lag man nach 40 gespielten Minuten mit 0:2 hinten und drehte das Spiel dann doch noch.
Dass die Churer den Alligatoren den Ball grösstenteils überlassen und sich darauf konzentrieren die Räume in der eigenen Zone eng zu machen, änderte sich auch in Drittel 3 nicht. Als dann aber Sandro Cavelti völlig freistehend vor dem Malanser Tor, einen Pass von Kamaj zum 3:0 verwertete, konnte einem auf Seite der Alligatoren Angst und Bange werden. 44 Minuten war zu diesem Zeitpunkt gespielt und es deutete so gar nichts darauf hin dass dies der Startschuss für ein Malanser Offensivfeuerwerk werden würde. Laely im Powerplay, wiederum Laely nach einem Freistoss und Dan Hartmann glichen die Partie binnen drei Minuten aus. Der Malanser Sektor glich einem Tollhaus.
Wie schon im ersten Drittel aber entpuppte sich Kekkonen, der Finne in Diensten von Chur, als Stimmungskiller. Denn nur gerade acht Sekunden nach dem Ausgleichstreffer, schoss er Chur mit einem sauber vorgetragenen Angriff wieder in Führung. In der Folge rannte Alligator an und stürmte mit Mann und Maus aufs Churer Tor zu. Mal für Mal war es aber der Churer Torhüter welcher auch die aussichtsreichsten Malanser Chancen zu Nichte machte.
Alligator Coach Daniel Hahne sah sich gezwungen sein Timeout zu nehmen, um seinen Mannen nochmals die notwendigen taktischen Raffinessen für die letzten Minuten mit an die Hand zu geben.
Die Machtuhr zeigte 58:07 an, als Alligator-Hüter Martin Hitz das Tor zu Gunsten eines sechsten Feldspielers verliess. Oft genug passiert es in solchen Situationen dass sich die in Führung liegende Mannschaft durch einen Treffer ins leere Tor definitiv den Sieg schnappt. HEUTE NICHT, Kevin Berry war es, welcher die Alligatoren 54 Sekunden vor Schluss in die Overtime rettet. Ein magistraler Pass von Joel Friolet verwertete Berry mit einem Direktschuss in den Winkel zum Ausgleich.
Overtime, maximal 5 Minuten oder bis zum ersten Tor. Nichts für schwache Nerven. Ein einziger Fehler kann in dieser Phase das Ausscheiden aus dem Schweizer Cup bedeuten. Entsprechend agierten die beiden Mannschaften nicht mit dem Mut zum letzten Risiko und die 5-Minütge Verlängerung verstrich vergleichsweise Ereignislos.
Nun also Penaltyschiessen. Eine Frage der Nerven, coolness und vielleicht nicht zu letzt auch ein wenig von Glück.
Chur stellt den ersten Schützen. Kekkonen, wie könnte es auch anders sein, er trifft, wie könnte es auch anders sein. Friolet welcher im Spiel gegen Waldkirch am Samstag noch zwei Penaltys versenkte, scheitert. Der nächste Finne für Chur, Kari Koskelainen scheitert an Martin Hitz. Nun Alligator-Topscorer Tim Braillard, TOR. Nach vier Schützen steht es also eins zu eins ausgeglichen. Da Bischofberger auf Seiten der Churer scheitert, hat Dan Hartmann die Möglichkeit, Alligator zum ersten Mal an diesem Abend in Führung zu bringen. Hartmann — TRIFFT! Da Binggeli auf Seite der Churer scheitert hat Martin Ostransky den ersten Matchball auf dem Stock, welchen er verpasst. Ostransky scheitert an Reich. Der Churer Offensivmann Louis ist der nächste und steht gehörig unter Druck. Scheitert er ist das Spiel vorbei. Die Nerven halten. Louis gleicht das Spiel staubtrocken aus. Berry ist der nächste für Alligator und hat den zweiten Matchball für Alligator. Wenn einer das schafft in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren dann ist es Kevin Berry. Der stoische, scheinbach durch nichts aus der Ruhe zu brigende Berry kann Alligator nun in den Cupfinal vom 28. Februar schiessen. Berry läuft an, schaut sich die Ecke aus und versenkt einen satten Schuss in der Ecke des Churer Tors. Der Jubel auf Seiten der Alligatoren ist Grenzenlos. Ein Unihockey Krimi welcher Hitchcock kaum besser hätte verfassen können. Alligator vertritt den Kanton Graubünden also im Cupfinal vom 28. Februar 2015 in der Wankdorfhalle in Bern.
Chur Unihockey – Alligator Malans 4:5 (1:0, 1:0, 2:4, 0:0) n.P.
Gewerbliche Berufsschule. – 950 Zuschauer (ausverkauft). – SR Ziegler/Güpfert.
Tore: 6. Kekkonen (Bischofberger) 1:0. 23. Hirschi (Kekkonen/Ausschluss Patrick Vetsch) 2:0. 44. Cavelti (Kamaj) 3:0. 47. (46:13) Laely (Braillard/Ausschluss Cavelti) 3:1. 47. (46:54) Laely (Berry) 3:2. 50. (49:28) Hartmann (Nino Vetsch) 3:3. 50. (49:36) Kekkonen (Koskelainen) 4:3. 60. (59:06) Berry (Friolet) 4:4 (Malans ohne Torhüter).
Penaltyschiessen: Kekkonen 1:0. Friolet -. Koskelainen -. Braillard 1:1. Bischofberger -. Hartmann 1:2. Binggeli -. Ostransky -. Louis 2:2. Berry 2:3.
Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Chur, 1-mal 2 Minuten gegen Malans.
Chur: Reich; Bischofberger, Bürer; Kamaj, Camenisch; Schneider, Luzian Weber; Koskelainen, Kekkonen, Binggeli; Louis, Hirschi, Cavelti; Torri, Sladky, Beeler; Gerber.
Malans: Hitz; Tromm, Berry; Gartmann, Patrick Vetsch; Eberhard, Kläger; Nino Vetsch, Friolet, Laely; Buchli, Braillard, Skalik; Ostransky, Hartmann, Jäger.
Bemerkungen: Chur ohne Darms, Malans ohne Hummer und Wigrén. – 59. (58:07) Time-out Malans. 58:13 bis 59:06 Malans mit sechs Feldspielern.
Bericht: Luca Decurtins
Bilder: Erwin Keller, Kellermedia Grüsch Weitere Bilder unter: https://www.flickr.com/photos/alligatormalans/sets/72157649828474119/
Telegramm Textquelle: Unihockey.ch