Tim Braillard schiesst Chur K.-o.

Alligator Malans gewinnt das sechste Play-off-Derby 8:3 und schickt Chur in die Unihockey-Ferien Alles Aufbäumen nützte nichts: Chur Unihockey hat sich gestern in Maienfeld im sechsten Spiel der Best-of-7-Viertelfinalserie Alligator Malans beugen müssen. Malans gewann 8:3 und steht trifft im Halbfinal auf Qualisieger Langnau.
Von Jonas Schneeberger,  Zeitungsbericht : «Schweiz am Sonntag»
Der Churer Präsident grinste bis hinter die Ohren am späten Freitagabend. Mit einem 9:5 im fünften Spiel hatte  Chur soeben in der Play-off-Derby gegen Malans den Anschluss zum 2:3 bewerkstelligt und sich in der Best-of-7-Serie zurückgemeldet. In jenem fünften Spiel, das eigentlich schon fünf Tage früher hätte stattfinden sollen. Die Churer hatten eine Verschiebung erzwungen, indem sie sich einen Passus im Reglement zunutzte gemacht hatten, demzufolge eine Spielabsage im Falle von zu vielen kranken oder verletzten Spielern möglich ist.
Gewiss, die Churer waren angeschlagen. So angeschlagen, wie man in einem Play-off-Derby über Best of 7 eben ist. Vielleicht auch ein bisschen mehr. Aber viele Mannschaften, man denke an Vizemeister Köniz im Vorjahr, waren in ähnlicher Verfassung auch schon angetreten, Chur wohl auch.
Da war er also gestanden, Cornel Ehrler, der Churer Präsident, und hatte gegrinst. So, als hätten die Churer den Malansern ein Schnippchen geschlagen. So, als hätten sie mit einem listigen Griff in die Trickkiste das drohende frühzeitige Saisonende verhindert. So, als hätte sein Klub die Serie neu lanciert.
Keine 24 Stunden später war das Grinsen aus dem Gesicht des Präsidenten verschwunden. Denn am Tag nach der Niederlage hatte Malans – wiederum ohne den aus familiären Gründen abwesenden Cheftrainer Akseli Ahtiainen – die Hierarchien poswendend wieder gerade gerückt. Sie, die die Partie am Vorabend wohl auf die zu leichte Schulter genommen hatten, gewannen Spiel 6 mit 8:3 und zogen in die Halbfinals ein, in denen sie auf Qualisieger Langnau treffen. Cornel Ehrler blieb die Erkenntnis, dass er sich am Vorabend zu früh gefreut hatte.
Die Malanser, sichtlich um eine passende Reaktion bemüht, legten diesmal eine andere Gangart an den Tag. Geschenke wie am Abend zuvor gabs keine mehr für die Churer. Topskorer Vojtech Skalik brachte die Gastgeber früh in Führung (2.). In der 13. stellte Tommi Aro auf 2:1, nachdem Sandro Cavelti zwischenzeitlich ausgeglichen hatte (11.). Und vor der ersten Pause erhöhte Tim Braillard mit seinem ersten Treffer im zweiten Spiel nach zweimonatiger Verletzungspause auf 3:1.
Die Churer, bei denen Trainer Berger seine Leistungsträger zusehends forcierte, steckten auch nicht auf, als Skalik in der 25. auf 4:1 erhöht hatte. Durch Joel Hirschi (31.) und Paolo Riedi (38.) kamen sie noch einmal auf 4:3 heran. Aber auf Martin Joss’ 5:3 kurz vor dem zweiten Pausenpfiff konnten sie nicht mehr reagieren. Es blieb zwar bis zur 54. Minute spannend, dann aber verpasste Braillard den Churern mit seinem zweiten Streich den K.-o.-Stoss. Der Rest war Makulatur. «Toll, so zurückzukehren. Das war eine Super-Teamleistung – ganz im Gegensatz zum Vortag», freute sich der Doppeltorschütze und richtete den Blick bereits auf den Cupfinal gegen GC am nächsten Samstag.
Churs Captain Sandro Cavelti zeigte in der Niederlage Grösse: «Die Enttäuschung ist gross. Aber die Malanser haben die Serie verdient gewonnen», befand er. «Es waren Kleinigkeiten, die am Ende für den Unterschied sorgten. Wir machten zu viele Eigenfehler, und die grössere Breite im Kader der Malanser, vor allem auf den Ausländerpositionen, spielte sicher auch eine Rolle.» Doppelt bitter ist das vierte Viertelfinal-Aus in Folge für Patrick Kellenberger (35). Die Unihockey-Karriere des ältesten NLA-Akteurs endete mit der Derby-Niederlage tränenreich.

Alligator Malans – Chur Unihockey 8:3 (3:1, 2:2, 3:0)
Lust, Maienfeld. – 625 Zuschauer. – SR Güpfert/Ziegler.
Tore: 2. Skalik (Buchli) 1:0. 11. Cavelti 1:1. 13. Aro (Ostransky) 2:1. 18. Braillard (Kapanen) 3:1. 25. Skalik (Buchli) 4:1. 31. Hirschi (Schneider; Ausschluss Buchli) 4:2. 38. Riedi (Binggeli; Ausschluss Kläger) 4:3. 40. Joss (Dominioni) 5:3. 54. Braillard (Hummer) 6:3. 58. Hummer (Joss) 7:3 (ins leere Tor). 59. Vetsch (Joss) 8:3.
Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Alligator Malans. 2-mal 2 Minuten gegen Chur Unihockey.
Alligator Malans: Hitz; Joss, Berry; Aro, Kläger; Gartmann; Hartmann; Vetsch, Friolet, Dominioni; Hummer, Braillard, Kapanen; Buchli, Ostransky, Skalik.
Chur Unihockey: Kellenberger; Kamaj, Darms; Schneider, Camenisch; Bürer, Weber; Studer, Hirschi, Binggeli; Riedi, Thierstein, Koskelainen; Ludwig, Engel, Cavelti.
Bemerkungen: Alligator Malans ohne Laely, Lutz. Chur Unihockey ohne Bischofberger, Colagrande, Feiner, Wieland. 9. Pfostenschuss Koskelainen. 26. Lattenschuss Hirschi. 56. Darms verletzt ausgeschieden. 57. Time-out Chur Unihockey. Chur von 56:47 bis 57:08 ohne Torhüter und mit sechstem Feldspieler.
 
Bilder: Erwin Keller, Kellermedia Grüsch
(weitere Impressionen unter:
http://www.flickr.com/photos/alligatormalans/12703684295/in/set-72157641368545395