Der Grasshopper Club Zürich steht nach einem wahren Playoff-Krimi, dank dem Golden-Goal durch Michael Zürcher in der Verlängerung im Halbfinale. Alligator Malans beendet damit die Saison auf äusserst bittere Art bereits im Viertelfinale und verpasst damit das gesetzte Saisonziel deutlich.
Spiel 5 in diesem Playoff-Kampf und generell die gesamte Serie über, wiederspiegelt für die Malanser grundsätzlich die ganze Saison. Auf Höhen, folgten Tiefen und wieder umgekehrt. So geschehen auch heute Sonntag wieder in Zürich. Wie bereits in Spiel 4 lagen die Grasshoppers zur Spielhälfte bereits mit drei Toren klar in Front. Noch vor der zweiten Pause glichen die Alligatoren das Skore aber wieder aus. Im dritten Drittel legten die Zürcher erneut zwei Tore vor und wiederum glich Malans kurz vor Spielende wieder aus und erzwang eine Verlängerung. Ein Tor musste somit über Sein oder Nichtsein entscheiden und wiederholt trafen die Zürcher zuerst und beenden damit die Achterbahn-Saison für die Malanser vorzeitig.
Das Spiel begann für die Bündner bedenklich schlecht. 9 Sekunden stand auf der Anzeigetafel und bereits hiess es 1-0. Joel Rüegger gab den Gästen mit seinem Tor gerade mal mit seiner Kaltblütigkeit den Tarif durch. Die Malanser wirkten äusserst nervös und es reihten sich dadurch Fehler an Fehler. Nach und nach fanden die Malanser aber besser ins Spiel und kamen nun auch ihrerseits zu gefährlichen Torabschlüssen. Erneut hexte aber Pascal Meier die gegebenen Chancen weg. In der 6. Spielminute musste Benjamin Reusser die erste Strafe entgegennehmen. Das Malanser Powerplay fruchtete. Tim Braillard netzte zum 1-1 Ausgleich ein. Das Spiel war somit wieder offen und inzwischen auch attraktiver. Die Fehlerquoten sanken deutlich und das Spielgeschehen wurde somit ausgeglichen. Es lief bereits die 13. Minute als Ex-Alligator Claudio Laely, seinen ehemaligen Team- und Natikollegen Tim Braillard unbestraft (!) über die Band buxierte. Die Alligatoren glaubten wohl, dass diesbezüglich eine Strafe gepfiffen wird, mit Nichten! Das Spiel lief weiter und Fabrice Göldi traf zum 2-1. Nur gerade zwei Minuten später stand es bereits 3-1 und wiederum war ein grober Fehler in den Malanser Abwehrreihen die Ursache zu diesem Treffer. Florian Wenk der Torschütze und das Spiel wies sichtliche Parallelen zum Vortag auf, bei welchem die Zürcher mit geschossenen Toren faktisch uneinholbar davonrannten. Die erste Pausenzeit kam somit für die Alligatoren gerade zur rechten Zeit, sodass sie sich für die verbleibenden Spielminuten nochmals auf Besseres besinnen konnten.
Ein erstes Ergebnis dieser Kabinen-Klausur sah mal bereits in der Aufstellung. Neu spielten die Braillard-Brüder zusammen im Sturm und Patrik Künzli ersetzte Kapitän Florian Tromm in der Verteidigung. Drei Minuten wurden bereits im Mittelabschnitt absolviert und GC musste erneut mit einem Mann weniger auskommen. Moritz Mock musste auf die Strafbank und damit bekamen die Malanser Gelegenheit zum Anschlusstreffer. Diesmal blieben die Zürcher aber Sieger und kurz nach der Rückkehr Mock’s, traf Emil Julkunen auf das Zuspiel von Cyrill Pedolin bereits zum 4-1. Das nahende Saisonende vor Augen gab den Malansern aber offensichtlich nochmals Schub und der Druck aufs Zürcher Tor wurde nun sehr hoch. Die Früchte dieser Gangart erntete dann praktisch bei Spielhälfte Kevin Berry. Er schloss eine schöne Ballstafette, ausgehend über Remo Buchli und Tim Braillard zum 4-2 ab. Das Spiel nun attraktiv, hochklassig und spannend. Ein offensiver Schlagabtausch wurde den 822 Zuschauern in der Sporthalle Hardau geboten. Die Spannung erhöhte sich zunehmend, als Harry Braillard in der 38. Minute den verdienten Anschlusstreffer zum 4-3 erzielte. Kurz darauf folgte bereits die dritte Strafe gegen die Grasshoppers. Diesmal traf es Daniel Steiger und 12 Sekunden vor der Pause traf Tim Braillard erneut im Powerplay gar zum umjubelten Ausgleich! Damit wurde diese Partie für die restlichen 20 Spielminuten von Neuem richtig lanciert.
Die Malanser Coaching-Staff führte für den Schlussabschnitt erneute Korrekturen in ihren Formationen aus. Dies etwas entgegen der Logik «Never change a winning team». Wiederum schlichen sich auf Malanser Seite ungewohnte Fehler, analog den Startminuten des ersten Drittels ein. Die Umstellungen fruchteten vorerst überhaupt nicht, denn Pedolin angelte sich in der Spielfeldmitte den Ball, lief ohne Abwehrfunktionen der Malanser Hintermannschaft hindurch und traf – nicht ganz unhaltbar – zur neuerlichen GC Führung. In der 48. Minute war es wiederum Pedolin, welcher das Skore gar auf 6-4 erhöhen konnte. Erneut lagen die Bündner somit nach kurzer Zeit bereits wieder mit zwei Toren hinten und das drohende Saisonende kam nun von Minute zu Minute näher. All in! Die Alligatoren pokerten und ballten nun nochmals alle Kräfte zusammen. Ein wahres Feuerwerk an Abschlüssen folgten nun aus allen Winkeln und Ecken in Richtung des Zürcher Tores. Treffer wollten jedoch vorerst keine fallen. So rief Oscar Lundin in der 58. Minute seine Mannen zum Timeout und nahm Hüter Yannick Vogt zu Gunsten eines weiteren Feldspielers aus dem Tor. Das Poker fruchtete! Dan Hartmann verkürzte noch in selbiger Minute auf 6-5 und gleich nochmals eine Minute später zum erneuten Ausgleich! Zweimal arg in Rücklage liegend, konnten die Malanser das Skore wieder ausgleichen. Die Moral im Team sicherlich grandios. So kam es nach der regulären Spielzeit zur Verlängerung.
Die Verlängerung war aber definitiv nichts mehr für schwache Nerven. Unihockeysport vom Feinsten was da geboten worden ist. Die Malanser vergaben gleich mehrmals hochkarätige Torchancen, aber auch GC stand nicht nur hinten hinein. Hochklassig ging es auf dem Feld hin und her. Dann folgte in der 66. Minute ein Freischlag für die Grasshoppers in der Ecke. Für einen Moment stand die Malanser Defensive unkonzentriert. Der Freischlag in den Slot schnell ausgeführt und Routinier Michael Zürcher vollendete das Werk mit dem Golden Goal. Damit ist die Saison für Alligator Malans definitiv beendet. Die Schockstarre und die Enttäuschung unter den Spielern, aber auch unter den zahlreichen mitgereisten Alligatoren-Fans in der Halle nur verständlich. Auf der anderen Seite grosser Jubel für den eben erreichten Halbfinaleinzug gegen Floorball Köniz.
Den Grasshoppers ist die Revanche des letztjährigen Halbfinals, bei welchem sie nach knappen Spielausgängen mit 0-4 verloren, eindrücklich geglückt. Gesehen auf die diesjährige Saison, bei welchem die Grasshoppers bei 8 Direktbegegnungen deren 7 gewannen (2mal Meisterschaft, Cup-Viertelfinal und 4mal Playoff Viertelfinal), müssen wir anerkennen, dass die Grasshoppers verdient in den Halbfinal ziehen können. Sie waren über alle Spiele gesehen das bessere respektive das konstantere Team.
Alligator Malans gratuliert dem Grasshopper Club Zürich zum Halbfinaleinzug.
Grasshopper Club Zürich – UHC Alligator Malans 7:6 n.V. (3:1, 1:3, 2:2, 1:0)
Stand 4:1
Sporthalle Hardau, Zürich. 822 Zuschauer. SR Hürzeler/Peter.
Tore: 1. J. Rüegger (J. Müller) 1:0. 7. T. Braillard (L. Veltsmid, Ausschluss Reusser) 1:1. 13. F. Göldi (J. Rüegger) 2:1. 15. F. Wenk (D. Steiger) 3:1. 24. E. Julkunen (C. Pedolin) 4:1. 30. K. Berry (T. Braillard) 4:2. 38. H. Braillard (R. Buchli) 4:3. 40. T. Braillard (K. Berry, Ausschluss Steiger) 4:4. 46. C. Pedolin (M. Zürcher) 5:4. 49. C. Pedolin (E. Julkunen) 6:4. 59. D. Hartmann (K. Berry) 6:5. 60. D. Hartmann (N. Obrecht) 6:6. 66. M. Zürcher (E. Julkunen) 7:6.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Grasshopper Club Zürich. Keine Strafen für Alligator Malans.
Grasshopper Club Zürich: P. Meier; Müller, Graf; Mock, Reusser; Mock, Bier, Berlinger; Göldi, Laely, Rüegger; Julkunen, Pedolin, Zürcher; Steiger, Scalvinoni, Wenk; Ersatz: Unternährer, Kaiser, Honold, Zolliker
Alligator Malans: Vogt; Berry, Tromm; Camenisch, Veltsmid; Künzli Obrech; Buchli; T. Braillard, D. Hartmann; H. Braillard Friolet, Nett; Bärtschi, Fehr, N. Vetsch; Ersatz: Bebi, Gartmann, Nurmela
Bemerkungen: Grasshopper Club Zürich ohne Vizzini und C. Meier (verletzt); Alligator Malans ohne P. Vetsch, Karlander (beide verletzt); 58. Timeout Alligator Malans; Ab 58. Malans ohne Torhüter.
Beste Spieler: Cyrill Pedolin für Grasshopper Club Zürich, Tim Braillard für Alligator Malans